Jan Willem Appeltrath (25), BWL-Student aus Mainz, hat in der Ausstellung „Paparazzi“ viele bekannte Gesichter entdeckt. Im Besucherinterview erzählt er, welche ihn besonders berührt haben.

SCHIRN MAG: Wie hat dir die Ausstellung gefallen?

Jan Willem Appeltrath: Sehr gut! Anders als in anderen Ausstellungen kennt man hier nicht unbedingt die Künstler, beziehungsweise die Paparazzi, aber man kennt etwa 90 Prozent der Menschen, die auf den Fotos abgebildet sind. Das sind berühmte Stars. Selbst die Promis aus den 60er-Jahren -- Liz Taylor und Jackie Onassis -- sind heute noch sehr präsent, weil sie nach wie vor in den Medien stattfinden. 

SM: Interessierst du dich für das Leben der Stars?

JWA: Nein, eigentlich gar nicht. Früher mal. Ich gebe zu: Ich hatte für ein Jahr die „InTouch" abonniert. Da habe ich mir die Fotos aber nie aus künstlerischem Interesse angeschaut, sondern aus Neugier und Voyeurismus.

SM: Und über den Voyeurismus bist du heute hinweg? 

JWA: Ja.

SM: Was hat dich dann an der Ausstellung interessiert? 

JWA: Das Verhältnis vom Jäger und Gejagtem. Ich finde, dass dieses Verhältnis in vielen Bildern der Schau zu erkennen ist. Den Respekt, den man als normaler Mensch vor der Privatsphäre anderer Menschen hat, besitzen die Paparazzi nicht. Ihr Job ist es, Stars in den unmöglichsten Situationen abzulichten, um sie bloßzustellen. Besonders berührt hat mich das letzte Bild von Lady Di. Sie flüchtet im Auto vor den Paparazzi. Diese Flucht führt zu dem Unfall, an dessen Folgen sie stirbt. Das ist ein Bild, das um die Welt gegangen ist. Der Todestag von Diana hat sich ins kollektive Gedächtnis eingegraben. Jeder weiß genau, was er an diesem Tag gemacht und wie er von dem Unfall erfahren hat. Lady Di ist gestorben, weil sie nur noch die Gejagte war. Auf dem letzten Bild wendet sie sich von der Kamera ab. Einige Zeit zuvor war das aber anders: Auf dem Bild, auf dem sie mit ihrem neugeboren Kind im Auto sitzt, schaut sie noch stolz in die Kamera der Paparazzi.

SM: Sind die Diana-Fotos deine Lieblingswerke aus der Schau?

JWA: Ja, sie zählen dazu. Mir haben aber auch andere Werke gut gefallen. Zum Beispiel das Foto von Marlene Dietrich. Sie, die für ihre Kühle und Contenance bekannt war, fühlt sich offensichtlich von den Fotografen so gejagt und eingeengt, dass sie Gewalt anwendet. Sie hat das Spiel mit den Paparazzi nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Außerdem hat mich das Bild von Whitney Houston auf dem Sterbebett berührt.

SM: Warum?

JWA: Ich mochte Whitney Houston immer sehr gern und ich habe ihre Musik auch immer gerne gehört. Berührt hat mich die Tatsache, dass die Paparazzi nicht einmal Halt vorm Tod zu machen scheinen. Das ist für meinen Geschmack ein Tick zu viel. Das gilt auch für die Abbildung von Britney Spears Intimzone

SM: Die Ausstellung ist in drei Bereiche geteilt: Im ersten Teil geht es um die Paparazzi selbst, im zweiten um die Stars und im dritten werden künstlerische Arbeiten zum Thema gezeigt. Wie hat dir diese Art der Präsentation gefallen?

JWA: Gut. Man geht über einen roten Teppich in die Ausstellung hinein und wird von einem Blitzlichtgewitter empfangen. Da bekommt man gleich zu Beginn einen Eindruck davon, wie es sich anfühlt, im Rampenlicht zu stehen. Und dann fand ich die Bilder interessant, die zeigen, wie sich ein Paparazzo auf seine Arbeit vorbereitet und verschiedene Verkleidungen anlegt. In dem Teil, in dem die Stars im Mittelpunkt stehen, hat mich fasziniert, wie sich die Ästhetik der Paparazzi-Bilder mit den Jahren verändert hat. Der Kunst-Bereich hätte meiner Meinung nach ein wenig umfangreicher sein können. Dort sind mir die Bilder von Alison Jackson besonders in Erinnerung geblieben. Sie hat Fotos von Star-Doppelgängern gemacht. Auf meinem Lieblingsbild gehen ein Lady Di-Double und ein Marilyn Monroe-Double zusammen shoppen. Beide sind ungefähr gleich alt. Das ist irritierend und witzig, aber ich dachte auf den ersten Blick: Ja, die beiden hätten vielleicht wirklich gute Freundinnen sein können.