Gemeinsam mit der FAZ veranstalteten SCHIRN und Liebieghaus anlässlich der Jeff Koons-Ausstellung einen Schreibwettbewerb für Schulen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die drei Gewinner stehen fest.

Mit einem gemeinsamen Schreibwettbewerb für die Fächer Deutsch, Kunst, Politikwissenschaft und Ethik boten SCHIRN und Liebieghaus in Zusammenarbeit mit dem Schulportal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZSCHULE.NET) die Möglichkeit, sich aktiv mit dem facettenreichen Werk des US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons auseinanderzusetzen. Damit liefern die Abteilungen Bildung und Vermittlung der beiden Häuser einmal mehr einen wichtigen Beitrag, zeitgenössische bildende Kunst im Bereich der kulturellen Bildung in der Schule zu stärken.

Durch die Teilnahme an dem Wettbewerb lernten Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 8 bis 13 nicht nur genaues Betrachten und Beschreiben, sondern ihre eigenen Entdeckungen zu formulieren, Vergleiche zu ziehen sowie eigene Standpunkte zu entwickeln und diese in einen Zeitungsbeitrag (Artikel, Reportage, Glosse oder Ausstellungskritik) zu überführen. Ziel war es, durch die Teilnahme an dem Wettbewerb die Medien- und Themenkompetenz der Schüler zu fördern und das Vertrauen in die eigene Urteilskraft zu stärken. Die drei besten Beiträge werden hier im Folgenden veröffentlicht.

Die Lehrkräfte erhielten im Rahmen einer Lehrerfortbildung eine Einführung in das Werk des Künstlers und wurden mit Materialien zur Ausstellung und zum Verfassen journalistischer Texte ausgestattet, das die FAZ zur Verfügung stellte. Anschließend haben die Lehrer gemeinsam mit ihren Schulklassen die Ausstellung besucht und an einer intensiven Führung teilgenommen, bei der bereits mögliche Themen zur journalistischen Aufarbeitung angesprochen wurden. Die Schüler konnten, nachdem sie sich vor Ort ein Bild der Arbeiten Jeff Koons‘ gemacht hatten, selbst die für sie interessanten und relevanten Themen zur journalistischen Aufarbeitung wählen.

Auf besonderes Interesse stieß bei den jungen Autoren die Tatsache, dass Jeff Koons seine Arbeiten von Mitarbeitern seiner Werkstatt ausführen lässt, also nach dem Prozess der Ideenfindung und Konzeption nicht mehr selbst Hand an die Arbeit legt. Die Frage nach Autorschaft in der Kunst bestimmte somit auch die journalistischen Texte der Teilnehmer. Sowohl die beteiligten Lehrer als auch die FAZ waren begeistert ob der eingereichten Qualität und möchten solcher Art Projekte in Zukunft gerne weiterführen.

Nicole Welter: Kreativität, Kitsch, Künstler?

Der Marketing-Künstler Jeff Koons erweist uns die Ehre, tiefe Einblicke in seine Werke zu genießen, die von seiner Kreativität, Abstraktion und Vielfalt überquillen. Seine Kunstwerke werden in Frankfurt am Main in zwei Ausstellungen präsentiert: Plastiken im Liebighaus und in der Schirn Kunsthalle die Malerei. Jeff Koons erschafft seine Kunstwerke nicht selbst, sondern wird dabei von seinen 120 Angestellten unterstützt. Sie erledigen jeden Pinselstrich für ihn, jedoch bewacht er alle Prozesse genau, als ob er jeden Pinselstrich selbst ausführen würde.

Der amerikanische Künstler bezieht sich in seinen Plastiken auf verschiedene Kunstepochen: Von der Antike, über das Rokoko bis zur Pop Art ist alles dabei. Vor allem die Pop Art und die Antike haben es ihm angetan. In der Antikensammlung steht Koons „Balloon Venus“. Wie der Name bereits sagt, besteht die Plastik scheinbar aus aufgeblasenen und zusammengeknoteten Luftballons und erinnert an Jahrmärkte oder Kindergeburtstage. Doch Koons bezieht sich auf die kleine Skulptur „Venus von Willendorf“, die er überdimensional und glänzend nachstellt. Eine riesige Fruchtbarkeitsgöttin steht metallisch glänzend in knalligem Magenta mitten im Raum, umringt von antiken Idealen der Schönheit. Sie fällt einem sofort ins Auge, mit ihrer atemberaubenden Farbe und den üppigen Kurven.

In vielen seiner Werke bezieht sich Koons auf die Kindheit, da sie für ihn eine Zeit des Wachstum und der Geborgenheit symbolisiert. Nippes, Andenkenfiguren aus Souvenirbuden oder glänzende Luftballons, die man Kindern in Vergnügungsparks schenkt, werden gewaltig vergrößert, um ihnen Format und Gewicht ernstzunehmender Skulpturen zu verleihen. Dabei ist die Art der Produktion äußerst aufwändig und faszinierend. Koons wendet verschiedene Techniken an, wobei die Produktion – aufgrund der großen Sorgfalt und Präzision, mit der jeder Handgriff geplant und ausgeführt wird – oft Monate oder Jahre dauern kann. Außerdem verehrt er den Künstler Salvador Dali, der als Hauptvertreter des Surrealismus gilt. Die miteinander verwobenen Bildfragmente und scheinbar schwerelos umherfliegenden Gegenstände in seinen Gemälden, wie z.B. Dalis Schnurbart, lassen vermuten, dass die Ideen des Surrealismus Koons künstlerisches Schaffen mitgeprägt haben. Obwohl seine Werke oft als oberflächlich und kitschig bezeichnet werden, da er oft mit Motiven arbeitet, die als Kitsch abgestempelt werden, ist sein Anliegen, den Betrachtern Selbstsicherheit in der Betrachtung von Kunst zu geben. Sie sollen ein Gefühl von sich selbst verspüren. Er möchte jedermann einen problemlosen Zugang zu Kunst ermöglichen.

Jeder Mensch definiert Kunst anders – meiner Meinung nach ist auch Jeff Koons ein Künstler. Nicht jeder kann seine Kreativität und Ideen so faszinierend präsentieren und umsetzen. Dank der leuchtenden Farben, der Größe und den verschlungenen Formen sind seine Werke etwas Besonderes. Müsste er sie alle selbst produzieren, wären viele seiner Arbeiten heute nur als Entwurf vorhanden.

Nicole Welter, 9 G4
Albert Einstein Schule, Groß Bieberau

Franz Haase: Jeff Koons – Kunst oder Kitsch?

Ein Schüler der Otto-Hahn-Schule Hanau betrachtet skeptisch eine außergewöhnliche Skulptur und fragt sich: „Das soll wirklich Kunst sein?'‘

Er umrundet das Kunstwerk, welches in einer recht schlecht einsehbaren Ecke des Raumes platziert ist und sieht es sich genauer an. Es wirkt auf den ersten Eindruck etwas fehl am Platz und auch das Erscheinungsbild ist alles andere als typisch. Die Skulptur besteht aus drei Figuren, welche allesamt aufblasbare Affen darstellen, die aneinander hängend von der Decke herunter ragen und an deren unterem Ende ein weißer Stuhl so befestigt ist, dass es so wirkt, als würde er von ihnen getragen. So beeindruckend das auch sein mag, dem Schüler schwirrt trotzdem immer wieder die Frage durch den Kopf, ob es sich hier nun wirklich um Kunst handelt.

Der Künstler Jeff Koons, der das oben erwähnte Kunstwerk geschaffen hat, hat oftmals mit solch einer Einstellung der Betrachter zu kämpfen. Allerdings ist es nicht ganz unbeabsichtigt von ihm, dass er solche Fragen aufwirft, da er die Besucher zum Denken anregen möchte und bewirken will dass sie die Behauptungen, dass seine Werke Kunst sind, infrage stellen.

Der Schüler sucht nach Indizien, die darauf hinweisen können, warum genau dieses Kunstwerk so beeindruckend auf Kunstkritiker wirkt. Er entdeckt ein Schild neben der Skulptur, das dessen Titel preisgibt: „Monkeys (Chair)“. Ein passender Name – jedoch keine besonders große Hilfe. Beim zweiten Blick auf das Schild entdeckt er jedoch ein kleines aber feines Detail: polychromiertes Aluminium, Holz, Stroh. In diesem Moment geht ihm ein Licht auf. Die Werke wirken zwar wie einfache Plastikgegenstände, bestehen jedoch aus fein geschliffenem Aluminium, welches durch die spezielle Bearbeitung eine solch glänzende Oberfläche erhalten hat. Der Schüler beginnt zu verstehen und folgt nun weiter der Museumsführerin, welche sich bereits im nächsten Raum befindet.

Jeff Koons scheint mit vielen seiner Werke den Betrachter auf eine falsche Fährte locken zu wollen. Man erkennt meist nicht beim ersten Betrachten, dass es sich hier um Metall anstatt billigen Plastiks handelt, wodurch er die ursprünglichen Merkmale der Plastikfiguren aufhebt.

„Er verändert sie und macht sie zu etwas Neuem.“, liest er im Begleittext zur Ausstellung.

Die Museumsführerin fragt die Gruppe, zu der auch der Schüler der Otto-Hahn-Schule gehört, ob sie nach der Führung nun beurteilen können, ob es sich bei Jeff Koons‘ Kunstwerken um Kunst oder Kitsch handelt. Nach einer kurzen Abstimmung kommen sie zu dem Ergebnis, dass es sich rein nach der Definition des Begriffes „Kunst“ tatsächlich um diese handeln muss.

Doch genau in diesem Moment geht dem Schüler ein einprägsamer Vergleich durch den Kopf, den er nicht mehr loswerden kann: Bei Kunst geht es mir wie bei einem Witz. Wenn man ein Kunstwerk erst bewundern kann, nachdem dessen Hintergrund erklärt wurde, ist es kein gutes Kunstwerk.

Franz Haase, Einführungsphase der Oberstufe
Otto-Hahn-Schule, Hanau

Lavinya Rudolph: Ungewöhnlich einzigartig

Seit Wochen sieht man überall Plakate einer der größten Frankfurter Kunstausstellungen. Die bedeutsamen Kunstwerke des berühmt-berüchtigten Künstlers Jeff Koons sind im Liebieghaus und in der Schirn Kunsthalle von 20. Juni bis 23. September 2012 zu sehen. Auch seine neue Serie „Antiquity“ kann man in der Ausstellung „Jeff Koons. The Painter and the Sculptor“ betrachten.

Die Museumswerbung befiehlt „Must See!“. Aber ob das jeder so sieht, ist die Frage. Frankfurts Kunstszene redet jedenfalls viel über den Amerikaner – ob positiv oder negativ. Die riesigen Skulpturen faszinieren, doch manche sehen seine Figuren aus Kindheit und Jugend, Konsumkultur und Erotik als Kitsch an. Die Auseinandersetzung von Koons riesigen modernen Skulpturen mit den einzigartigen, kunstgeschichtlich wertvollen Ausstellungsstücken des Liebieghauses machen die Ausstellung jedoch zu etwas Besonderen, etwas Einzigartigen.

Jeff Koons übergroße Darstellung des legendären Michael Jackson mit seinem Äffchen Bubbles aus Porzellan und Goldglasur beispielsweise spaltet die Meinung des Publikums. Während viele dieses Werk so schätzen, wie bis über seinen Tod hinaus auch der Superstar Jackson geschätzt wird, empfinden andere diese Skulptur als übertriebenen Kitsch. Beide Meinungen sind verständlich. Jedoch finde ich Koons‘ Werk toll, da es etwas Abwechslungsreiches bietet! Vor allem in Verbindung mit den vorgefundenen Skulpturen des Liebieghauses wirken Koons Ausstellungsstücke höchst interessant. Es fasziniert, dass die meterhohen hohlen Figuren von Koons nicht so aussehen, als wären sie aus den schweren Materialien Edelstahl, Porzellan, Holz oder Kunststoff.

Schade ist jedoch, dass nur die Ideen von Koons stammen und die Arbeit von Angestellten in seiner Werkstatt oder Profihandwerkern gemacht wurden. Da jeder eine andere Meinung hat, sollte sich auch jeder sein eigenes Bild von dieser einzigartigen Ausstellung machen und sie sich unbedingt selbst anschauen.

Lavinya Rudolph, 8e
Liebigschule, Frankfurt