Von Kalifornien über Namibia bis in den brasilianischen Regenwald: Die Dreh- und Ausstellungsorte des Multimedia-Künstlers Doug Aitken sind überall auf der Welt verteilt. Eine Reise auf dem SCHIRN MAGAZIN

Begibt man sich mit dem Multimediakünstler Doug Aitken auf Reisen, so geht es quer über die Kontinente, in menschenüberfüllte Großstädte, unter die kalifornische, afrikanische, asiatische und südeuropäische Sonne oder auch in den brasilianischen Regenwald. Startpunkt dieser Weltreise: die SCHIRN, wo aktuell die umfassende Retrospektive seiner Arbeit bereits die imaginären Türen zu anderen Orten öffnet.

Mit der Kunst kommt auch die Inspiration – die 10 bedeutendsten Städte und Landschaften, die in den letzten Jahrzehnten Spuren im Leben und Werk von Doug Aitken hinterlassen haben, hat das SCHIRN MAGAZIN zusammengestellt:

01. Redondo Beach, Kalifornien, USA
In der Beach City unweit von Los Angeles wurde Doug Aitken 1968 geboren. Kalifornien ist der Künstler bis heute treu geblieben, er lebt und arbeitet in Los Angeles.

02. Namib-Wüste, Südwest-Afrika
Bei „Diamond Sea“ aus dem Jahr 1997 handelt es sich um Doug Aitkens erste Mehrkanal-Videoinstallation sowie zugleich seine erste architektonische Arbeit. Über mehrere Monate sammelte der Künstler in zwei zusammengenommen 75.000 qm großen Arealen in der Wüste Namib im Südwesten von Afrika sein Filmmaterial. Die einstigen Diamantenminen, von denen heute nur noch ein verwaistes Sperrgebiet übrig ist, treten in „Diamond Sea“ in den visuellen Dialog mit der mächtigen Natur und erschaffen eine „stille, fast halluzinatorische Phantomwelt“ (Doug Aitken). Das kann man in der SCHIRN selbst erleben.

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03. Mumbai, Indien
Präsentiert wurde „Into the Sun“ 1999 in London, gedreht wurde die Filminstallation jedoch in Mumbai, der Geburtsstätte des Bollywood-Films. Die Arbeit widmet sich der Aktivität jener Filmproduktionsmaschine, die ihre eigene, indische Interpretation jener Hollywoodträume erfunden hat.

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04. London, Großbritannien
In London wurden Doug Aitkens Arbeiten in den vergangenen Jahrzehnten vielfach ausgestellt. Eines seiner ambitioniertesten Projekte, das in der britischen Metropole realisiert wurde, dürfte „New Ocean“ sein – eine multimediale Arbeit, die Sound, Foto und Video vereint. Für seine komplexe Installation nutze Aitken im Jahr 2001 das gesamte Gebäude der Serpentine Gallery aus, um sie in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln.

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05. New York, USA
Im Winter 2007 beherbergte das Museum of Modern Art Aitkens „Sleepwalkers“, bei der Schauspieler wie Tilda Swinton und Donald Sutherland sowie Musiker wie Cat Power und Seu Jorge mitgewirkt haben. Auf die Außenwände des New Yorker Museums projiziert, verwandelte sich während der Ausstellung ein ganzer Block inmitten Manhattans in eine Kinoerfahrung, ähnlich wie es sich später mit „SONG 1“ wiederholen sollte. Neben „Sleepwalkers“ und zahlreichen anderen Ausstellungen fand zudem Aitkens wanderndes Performance-Großprojekt „Station to Station“ im September 2013 in New York seinen Anfang, um anschließend drei Wochen lang via Zug San Francisco anzusteuern.

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06. Rom, Italien
Im Herzen Roms auf der vom Tiber umarmten Isloa Tiberina erwachte 2009 „Frontier“ zum Leben. Ausgehend von Doug Aitkens gleichnamiger Videoinstallation, in der der amerikanische Künstler Ed Ruscha die Hauptrolle spielt, fand eben hier das dazugehörige Happening mit weiteren Figuren aus dem Film selbst statt. Ein Jahr später präsentierte der Künstler seine Film-Architektur-Installation nochmals in Basel.

07. Instituto Inhotim, Regenwald, Brasilien
Mit „Sonic Pavilion“ baute Aitken eine Hommage an die Natur inmitten des brasilianischen Regenwalds. Sein Glas-Stahl-Pavillon, der 2009 für die Öffentlichkeit eröffnete, fordert erneut die gängige Interpretation von Land Art hinaus, wenn mittels Live-Mikrofonaufnahmen die Geräusche aus den darunterliegenden, 200 Meter tiefen Schichten der Erde in dem leeren Raum erklingen.

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08. Hydra, Griechenland
„Wo ich herkomme? Aus verschiedenen Orten.“ Mit diesen Worten beginnt die Schauspielerin Chloë Sevigny ihre Hauptrolle in Doug Aitkens Filmarbeit „Black Mirror“ (2011) und führt in Chiffren sowie knappen Worten durch die moderne Zivilisation – die Orte wechseln im Eiltempo, nur die Flughäfen, das Handy am Ohr und die Hotels bleiben die immer gleichen Konstanten im Leben der jungen Nomadin. Die Performanceversion von „Black Mirror“, für die Bildschirme, Liveschauspiel sowie Musik zusammengriffen, wurde auf einem Frachtkahn vor der griechischen Insel Hydra uraufgeführt. Aktuell ist „Black Mirror“ erneut in der SCHIRN zu sehen.

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09. Washington D.C., USA
Als fließende Architektur erschuf Doug Aitken 2012 seine raumgreifende Arbeit „SONG 1“. Ist die 360-Grad-Videoinstallation über das nächtliche Treiben in einer amerikanischen Großstadt aktuell in der SCHIRN im Rahmen der Retrospektive zu sehen, wurde sie von dem Künstler ursprünglich eigens für das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington D.C. konzipiert. Indem er „SONG 1“ (unter anderem mit Auftritten von Tilda Swinton und Beck) auf dessen gewölbte Fassade projizierte, erschuf er ein bewegtes Kinoerlebnis, das es unmöglich machte, je den ganzen Film aus einer Perspektive heraus zu sehen.

10. Arles und Camargue, Frankreich
In der Grande Halle des Parc des Ateliers im südfranzösischen Arles feierte Doug Aitkens freistehende Videoinstallation „Altered Earth ihre Premiere und liefert ein weiteres Beispiel für Aitkens Konzept der „flüssigen Architektur“. Später sollte die von der LUMA Foundation produzierte Arbeit, die die angrenzende Region Camargue in zwölf großen Projektionen erkundet, zur Inspiration einer App werden, die Aitken für das Apple iPad entwickelte.

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