Der deutsche Künstler Andreas Schulze zeigt in der Schirn-Rotunde vom 18. September 2014 bis 11. Januar 2015 eine großformatige und fluoreszierende Wandmalerei.

Andreas Schulze zählt zu den interessantesten deutschen Malern seiner Generation. Mit seinen unverwechselbaren Rauminstallationen und großformatigen, farbintensiven Gemälden schafft er künstliche und mit scheinbar banalen Alltagsgegenständen gefüllte Welten. Tische, Stühle, Ohrensessel; Topfpflanzen, Porzellan, bunte Decken; Fachwerkhausgebälk, Knöpfe und Erbsen -- das sind neben amorphen und spiralförmigen Gebilden die Protagonisten in seinen menschenleeren, unwirklichen Bildern.

Eigens für die Schirn-Rotunde hat der 1955 geborene Künstler nun eine großformatige und raumgreifende neue Wandmalerei entwickelt. Ab dem 18. September erstrecken sich Schulzes "Erbsenstrassen" auf insgesamt 400 m² über beide Etagen des Hauses. Die titelgebenden Erbsen, die immer wieder die Bilder des Malers bevölkern, stilisiert Schulze für seine neueste Arbeit zu fluoreszierenden Kreisflächen. Die rund zweitausend verarbeiteten Erbsen vermitteln in ihrer Monumentalität und Komplexität den Eindruck einer aus der Vogelperspektive wahrgenommenen Straßenlandschaft. Dieser Eindruck wird bei Dunkelheit noch verstärkt, wenn die Erbsen zu leuchten beginnen -- die "Erbsenstrassen" erscheinen dem Betrachter dann wie nächtliche Satellitenbilder einer urbanen Infrastruktur. Auf einem lila-anthrazit-weißfarbigen Hintergrund aufgebracht, scheinen die Erbsen wie mäanderndes Wasser von einem Stockwerk in das nächste zu fließen.

Surreale und ironische Eigentümlichkeit

Der Rundbau erscheint als idealer Ort für Schulze, der in seinem Œuvre oftmals mit Betrachtungen von Innen und Außen spielt und häufig mit Fensterdurchblicken und Interieurs arbeitet. Schulze hat sich seit den frühen 1980er-Jahren mit seiner unangepassten und vielfältigen Malweise national und international etabliert und wird von Kritikern wie Künstlern für seine hintersinnigen und manchmal skurrilen Arbeiten hoch geschätzt. Seine Bilder zeichnen sich nicht nur durch ihre surreale und ironische Eigentümlichkeit, sondern auch durch ihre enorme Größe und motivische Wiederholungen aus. Neben großformatigen Malereien, schafft er ganze Interieurs und kombiniert gattungsübergreifend Skulptur mit Malerei.

Obwohl Andreas Schulzes seit den 1980er-Jahren entstandene Malereien meist Bekanntes, vielleicht sogar Vertrautes beinhalten, lösen sich die Gegenstände durch Kombination und Malweise so stark von ihrer herkömmlichen Funktion, dass sie ein Eigenleben zu führen scheinen und als surreale Formelemente immer wieder in den Bildern des Malers auftauchen. Die titelgebenden Erbsen sind eines von Schulzes Markenzeichen, zu denen er immer wieder zurückkehrt. Auf einen abstrakten Hintergrund aufgebracht, werden sie zum überdimensionalen Gestaltungselement. Die Idee für die neue Arbeit in der Schirn Rotunde lehnt sich an Schulzes Serie "Raststätten" aus den 1980er-Jahren an, die er seriell auf Leinwand und Papier anfertigte.

Andreas Schulze, geboren 1955 in Hannover, lebt und arbeitet in Köln. 1982 schloss er sein Studium bei Dieter Krieg an der Kunstakademie Düsseldorf ab, wo er seit 2008 Professor für Malerei ist. Weder Künstlergruppierungen wie der "Mühlheimer Freiheit" oder den "Jungen Wilden" zugehörig, ist Schulze dem ultimativen und individuellen Stil seines -- teils ironisch, teils kindlich-naiv wirkenden -- Œuvres seit über 30 Jahren treu geblieben und hat sich trotzdem innerhalb seiner malerischen Praxis konsequent weiterentwickelt.