Amin Fallaha und Henok Tsehaye organisieren Partys abseits des Mainstreams. Ein Gespräch mit Amin Fallaha über Wahnsinn, Ordnung und SCHIRN AT NIGHT.

Seit ihrer Gründung vor dreieinhalb Jahren avancierte die Kreativagentur LaNok von Amin Fallaha und Henok Tsehaye unter Frankfurter Nachtschwärmern zu einem Lieblings-Synonym für die Verbindung von Party und Kunst. Eigentlich ist es ein unerschütterliches LaNok-Prinzip, im Vorfeld nicht zu verraten, was auf ihren Veranstaltungen passieren wird. Für das SCHIRN MAGAZIN machte Amin Fallaha eine Ausnahme – und erzählte nicht nur, wie man Aufregung organisiert, sondern auch, was die Besucher bei der SCHIRN At Night zu "Esprit Montmartre. Die Bohème in Paris um 1900" erwartet.

Schirn Magazin: Was bedeutet der Name LaNok?

Amin Fallaha: Das ist ein Mix aus Buchstaben der Vor- und Nachnamen von Henok und mir. Wir haben lange herumprobiert. Unser Ziel war es, ein Wort zu kreieren, das in keinem Duden zu finden ist, das aber so klingt, als könnte es tatsächlich in irgendeiner Sprache existieren.

SM: Euer Slogan lautet "Organisierte Aufregung". Wie organisiert man Aufregung?

AF: Unsere Partys sind professionell organisiert, aber wir wollen die Gäste auch fordern, ihnen etwas Neues zeigen und sie emotional berühren. LaNok-Partys bewegen sich immer zwischen Wahnsinn und Ordnung. 

SM: Wie kriegt ihr den Spagat zwischen Wahnsinn und Ordnung hin? 

AF: Wir setzen uns selbst keine Grenzen – weder bei den Musikrichtungen, die auf unseren Veranstaltungen gespielt werden, noch bei der Art der Veranstaltung. Unser Spektrum reicht von Live-Events mit Performance Künstlern oder Bands bis zu Club-Partys und Off-Location-Partys. Die Verbindung von Kunst und Party spielt bei uns fast immer eine Rolle. Deshalb arbeiten wir gerne mit Kultur-Institutionen wie der SCHIRN zusammen, für die wir vor ein paar Jahren bereits eine SCHIRN AT NIGHT veranstaltet haben. Außerdem haben wir bei der letzten Luminale in der Panorama Bar des Schauspiels eine Riesen-Beamer-Projektion gemacht. Im Nobelrestaurant Zarges steigen hin und wieder unsere "Salon Zehn"-Partys. Und in Berlin machen wir mit dem Schauspieler Trystan Pütter und dem Fotografen William Minke jährlich die Off-Berlinale. Typisch für uns ist übrigens auch: Wir sind kryptisch in der Kommunikation.

SM: Was heißt das?
AF: Wir verraten niemals zu viel im Voraus. Wir geben nur den Ort preis, um wie viel Uhr es losgeht und vielleicht noch wer als Künstler auftritt. Wir wollen die Spannung hoch halten.

SM: Dann musst Du heute eine Ausnahme machen. Ihr organisiert die SCHIRN AT NIGHT zu "Esprit Montmartre". Unter dem Motto "Voulez-Vous Moulin Rouge“ verwandelt sich die SCHIRN in eine zeitgenössische Variante der bekanntesten Mühle der Welt. Was erwartet die Besucher?
AF: Wie immer bei SCHIRN AT NIGHT trifft Kunst auf Party. DJ Nico Lauda legt im Foyer sehr ausgewählten französischen Pop und House auf. Ich bin ein großer Fan von ihm. Oben kann man sich die Ausstellung anschauen und Kunstvermittlern Fragen zu den Werken stellen. Wer mag, kommt im Stil der Künstler-Bohème von Montmartre verkleidet. Außerdem gibt es als absurd-irritierendes Element Walking Acts, die vom Geist der Varietés inspiriert sind. Kulinarisch wird es auch französisch: Virginie Dorso von der Freitagsküche backt Crêpes, Nykke & Kokki servieren unter anderem einen Absinth-Cocktail, den Henri de Toulouse erfunden hat, und von der Chocolaterie Bitter & Zart gibt es leckere Pralinen.

SM: Und wenn in der SCHIRN die Türen geschlossen werden, ist noch lange nicht Schluss ...
AF: Genau. Wir ziehen ins Bahnhofsviertel und feiern im Club Concorde eine After Party. Am Anfang steht ein labyrinthisches Versteck-Spiel. Durch einen Garageneingang werden die Gäste zu einem Hintereingang geleitet über dem ein großes „C“ prangt. Drinnen erlebt man Moulin Rouge live im Bahnhofsviertel. Gespielt wird elektronische Musik von den LaNok-DJs Daniel Kilian, Francesco Menduni, Daniel Da Cunha und mir. Das wird eine intensive, berauschende Nacht, so viel kann ich schon versprechen.

SM: Was fasziniert Dich selbst an der Montmartre-Bohème?
AF: Ich war in den vergangen Monaten häufig in Paris, weil meine Freundin dort studiert hat. Oft haben wir auch Montmartre besucht. Das Viertel besitzt ein unglaublich tolles Flair. Auch heute noch. Ich bin hellauf davon begeistert. Das reicht von den Gebäuden bis zu den Restaurants und Cafés. Montmartre ist ein Lebensgefühl, das man in der Ausstellung und bei SCHIRN AT NIGHT erleben kann.