Am 13. April ist Peaches live in der SCHIRN zu erleben. Im Interview spricht die Künstlerin über Yoko Ono, Feminismus und ihre schillernden Bühnenoutfits.

Peaches ist eine schillernde Künstlerpersönlichkeit. Die gebürtige Kanadierin und Wahlberlinerin gilt als Vorreiterin des Electroclash und wichtige Vertreterin des Sex-positiven Feminismus. Wer einmal einen Liveauftritt von ihr erlebt hat, mitsamt ihren schrillen Kostümen und ihrem beeindruckenden Energiepegel, wird das nicht so schnell wieder vergessen. In wenigen Tagen wird Peaches als Special Guest zu Schirn at Night die Partywilligen zum Tanzen bringen. Einen besseren Stargast kann man sich für diese Party, die im Rahmen der aktuellen Yoko Ono-Retrospektive stattfindet, nicht wünschen. Peaches kennt Yoko Ono nämlich nicht nur persönlich, sondern hat auch bereits mehrmals mit ihr zusammengearbeitet. Um die Wartezeit bis zur Party zu verkürzen, haben wir Peaches vorab einige Fragen gestellt.

SCHIRN MAG: Du hast in den letzten Jahren mehrmals mit Yoko Ono zusammengearbeitet. Wie hast Du Yoko kennengelernt?

PEACHES: Ich habe Yoko das erste Mal getroffen, als wir beide bei dem von Vincent Gallo kuratierten Festival „All Tomorrow's Parties" in Camber Sands (England) aufgetreten sind. Das war 2006. Yuka Honda, die in Yokos Band spielt, hatte ihr meine CD zum Geburtstag geschenkt und uns dann vorgestellt. Ich fühlte mich sehr geehrt. Bald darauf hat mich Yoko gefragt, ob ich nicht einen Remix für ihr Remix-Album „Yes I'm a Witch" machen will, an dem sie damals gerade gearbeitet hat. 

SM: Für dieses Album durfte jeder der eingeladenen Künstler einen Ono-Song für seinen eigenen Remix aussuchen. Du hast Dich für „Kiss, Kiss, Kiss" entschieden. Warum?

P: Ich mag den Song einfach. Er geht sofort ins Ohr, ist aber gleichzeitig total schräg. Ich mag auch, wie Yoko in diesem Song mit großer Leidenschaft all diese sexgeladenen Textfetzen auf Japanisch herausschreit.

SM: Erst kürzlich wurdest Du erneut von Yoko eingeladen, diesmal um bei ihrem Geburtstagskonzert in Berlin einen Song mit ihr zu performen. Was war es für ein Gefühl, bei diesem historischen Moment dabei zu sein?

P: Es war natürlich eine große Ehre, besonders weil ich an diesem Abend die Einzige war, die gefragt wurde, ob ich mit Yoko einen ihrer Songs performen möchte. [Michale Stipe von R.E.M. sowie Rufus und Martha Wainwright waren auch auf der Bühne um „Happy Birthday" und „Give Peace a Chance" zu singen]. Ich habe natürlich sofort ja gesagt und mich für den Song „Yes I'm a Witch" entschieden, weil er so kraftvoll und unglaublich cool ist. Es geht in dem Lied darum, dass Yoko von den Menschen als Hexe beschimpft wurde. Sie dreht den Spieß einfach um und macht aus dieser Beschimpfung eine Stärke. 

SM: Ihr habt eine ganz neue Version des Songs gespielt. Wie habt ihr sie erarbeitet? War das spontan oder geprobt?

P: Ich hatte die Gelegenheit mit der Band zu proben. Die sind alle jung und cool und ein sehr gut eingespieltes Team. Es war deshalb eigentlich ganz einfach diesen energiegeladenen Song zu entwickeln. Yokos Interpretation auf der Bühne war dann wiederum ganz spontan. Sie hat immer wieder betont, was für mächtige Hexen wir sind.

SM: In welcher Hinsicht inspiriert Dich Yoko Ono als Künstlerin?

P: Yoko glaubt fest daran, dass Kunst offen und interaktiv sein soll. Das glaube ich auch. Und dass jeder seine Form der Kreativität finden muss, um wirklich er selbst zu sein. 

SM: Eines eurer gemeinsamen Themen sind ganz klar die Frauenrechte. Ihr habt euch zum Beispiel beide für "Free Pussy Riot" stark gemacht. Du gehörst selbst zu dieser neuen Generation von Feministinnen. Unterscheiden sich eure Verständnisse von Feminismus?

P: Große Unterschiede sehe ich da nicht. Das liegt wohl daran, dass Yoko mit ihrer Interpretation von Feminismus ihrer Zeit weit voraus war. Wir haben uns einmal darüber unterhalten: Sie hat mir erzählt, dass sie lange die einzige Frau war, die pinkfarbene oder enge und körperbetonte Kleidung getragen hat. Das hat die anderen Feministinnen damals irritiert, die haben das nicht akzeptiert.

SM: Knallenge und schräge Bühnenoutfits sind Dein Markenzeichen. Wie wählst Du sie aus? 

P: Ich trage und wähle meine Outfits ganz einfach wegen ihres Unterhaltungswerts. Ich mag die Möglichkeit, mit Outfits zu spielen.

SM: Du warst gerade in Kiew und bist dort unfreiwillig gestrandet. Was ist passiert?

P: Wir saßen dort wegen eines Schneesturms fest. Manchmal ist es ja sowieso besser, längere Zeit in einem Land zu bleiben. Wir haben viel über die Leute dort gelernt. Ihre Sicht der Dinge kennengelernt, zum Beispiel über die feministische Organisation Femen, über Julia Tymoschenko oder die Tatsache, dass die Slawische Kultur ihre Wurzeln in der Ukraine hat. 

SM: Dein letztes Studioalbum „I Feel Cream" ist aus dem Jahr 2009. An welchen Projekten arbeitest Du im Moment?

P: Gerade arbeite ich mit Marie Losier an einem experimentellen Filmportrait über Peaches mit dem Titel „Peaches Goes Bananas". Außerdem ist mein letzter Film „Peaches Does Herself", eine Art Electro-Rock-Musical, gerade auf Tour. Er wurde zu einigen Festivals eingeladen, darunter auch das Sundance in London. Im Juni dann werde ich zudem Teil von dem von Yoko Ono kuratierten Meltdown Festival sein. 

SM: Wir freuen uns schon sehr auf Deinen Auftritt in der Schirn. Kannst Du uns verraten was uns erwartet?

P: Balls to the wall pure energy!

SM: Vielen Dank für das Gespräch!