Sarah Dionisius (25) aus Frankfurt hat die Ausstellung „George Condo. Mental States“ besucht und uns danach erzählt, warum sie seine Werke berührend findet.

Was wusstest Du über den Künstler George Condo, bevor Du in die Ausstellung gegangen bist?

Das erste Mal habe ich 2010 von ihm gehört. Meine kleine Nichte ist nämlich Fan von Kanye West, dem Rapper, für den Condo ein Plattencover gestaltet hat. Über dieses Cover gab es in den USA eine Debatte, weil es als zu frivol galt. Die Diskussion habe ich etwas verfolgt. Am Ende wurden, glaube ich, mehrere Versionen des Covers veröffentlicht, darunter auch eine für prüde Amerikaner einigermaßen verträgliche.

Und das hat Dich neugierig gemacht auf Condos Werk?

Genau. Ich war einfach gespannt auf seine ironischen und provokanten Bilder.

Waren die Werke in der Ausstellung denn so provokant, wie Du es erwartet hast?

Ja. Ich war gleich am Anfang der Ausstellung von der Bronzeskulptur überrascht, weil sie so rabiat ist: Zwei Personen beim Sex. Der einen Person steckt ein Beil im Kopf. Condos Werke zeigen oft abgründige Gefühlszustände der Menschen und einen offenen Umgang mit Sexualität. Sie haben mich gleichzeitig abgestoßen und angezogen.

Welche Arbeiten haben Dich besonders angezogen?

Zum einen das Bild „Homeless Harlekins". Darauf sind eine Frau und ein Mann zu sehen. Der Mann ist deutlicher als Harlekin zu identifizieren als die Frau, weil er ein Clownskostüm trägt. Am meisten berührt haben mich die Augen der beiden, die von unglaublicher Traurigkeit erfüllt sind. Ein bisschen erinnert mich das Bild an die derzeitigen Diskussionen über Burn-Out. Außerdem hat mich das Bild „Internal Constellation" fasziniert. Es hängt im letzten Raum, in dem Werke versammelt sind, auf denen Condo Abstraktes mit figurativen Elementen mischt. Ich hätte stundenlang davor stehen bleiben können, weil ich immer wieder neue Figuren darin entdeckt habe. Dort entfaltet sich noch einmal ein ganz neuer Stil. 

Condo ist ja dafür berühmt, Meisterwerke der Kunstgeschichte zu zitieren und so einen ganz eigenen Blick auf unsere Zeit zu schaffen. Hast Du den Malstil oder die Bildsprache anderer Künstler wiedererkannt?

Erkennen konnte ich Picasso und Anklänge an alte Meister wie Rembrandt.

Mit welchen Eindrücken gehst Du jetzt nach Hause?

Ich habe ein bisschen Angst davor, heute Nacht von Condos Fratzen zu träumen (lacht). Gleichzeitig bin ich aber auch bewegt und nachdenklich -- vor allem wenn ich an seine gesellschaftskritischen Werke denke, die eine Diagnose unserer Zeit sind.