Der Travestiekünstler Thomas Bäppler-Wolf alias Bäppi La Belle wird außergewöhnliche Führungen durch die SCHIRN-Ausstellung „Glam! The Performance of Style“ veranstalten. Was den Besucher dort erwartet, erzählt das Frankfurter Original im Interview.

Thomas Bäppler-Wolf erscheint in einem orangenen Cardigan und einem farblich abgestimmten Hut in seinem Stammcafé Glauburg, lässt sich in das Plüschsofa sinken und plaudert gleich auf hessisch los. Der Tanzlehrer ist als Travestiekünstler Bäppi La Belle in Frankfurt eine kleine Berühmtheit. Er führt ein eigenes Theater -- das Theatrallalla -- war Präsident der Frankfurter Regenbogensitzung, arbeitet als Choreograf und wird schon bald auch die SCHIRN zu seiner Bühne machen: Bei der Ausstellung „Glam! The Performance of Style" veranstaltet er Comedy-Führungen. Natürlich in schrägem Outfit. Im SCHIRN MAGAZIN-Interview verrät er, wie er zu Bäppi La Belle wurde, welche Glam-Stars bei ihm im Kinderzimmer hingen und was die Besucher bei seinen SCHIRN-Führungen erwartet.

SCHIRN MAG: Wie und wann wurde die Kunstfigur Bäppi La Belle geboren?

Thomas Bäppler-Wolf: Ich war schon in der Schule der Clown für alle. Als ich dann 1990 eine Tanzschule eröffnete, habe ich für unsere Tanzschüler eine Playbackshow veranstaltet -- mit Parodien auf Heino, Liza Minnelli und Amanda Lear. Das kam so gut an, dass ich diesen Theaterabend von dem Zeitpunkt an einmal im Jahr gemacht habe. Irgendwann sagte jemand zu mir: „Mach das doch jede Woche." Ich habe zuerst geantwortet: „Nee. Wer will sich den Blödsinn denn jede Woche angucken?" Aber nach langem Überlegen haben wir die Show zuerst einmal im Monat veranstaltet, dann zweimal im Monat. So hat sich mein Bühnenleben entwickelt. Ich habe natürlich auch nach einem Künstlernamen gesucht. Man weiß ja, wie die Transen alle heißen: Käthe Kotelett und so ein Zeug. Ich wollte aber unbedingt „Bäppi" einbauen. Zufällig gab die Sängerin Patti LaBelle in der Woche ein Konzert in der Festhalle. Da hab ich gedacht: „Bäppi La Belle -- das ist es!"

S.M.: Als Bäppi La Belle schlüpfst du seitdem auf der Bühne in ganz unterschiedliche Rollen.

T.B.-W.: Ja, Bäppi ist eine eigenständige Figur, die auch die Angie Merkel gibt, die Petra Roth oder die Lia Wöhr, das war die Wirtin vom Blauen Bock. Als Lia Wöhr habe ich im vergangenen Jahr Comedy-Führungen auf Frankfurterisch durch die Tutanchamun-Ausstellung gemacht. Drei Führungen waren angedacht, 100 sind es geworden. Das war eine skurrile Aktion. Man muss sich vorstellen: Da läuft so eine dicke Trulla hessisch babbelnd durch die ägyptische Ausstellung und erzählt den Leuten, wie die Mumien entstanden sind.

S.M.: Du bist also als Führer durch Ausstellungen bereits erprobt. Das ist gut, denn du wirst auch Führungen durch die SCHIRN-Ausstellung „Glam! The Performance of Style" veranstalten. Was erwartet die Teilnehmer?

T.B.-W: Die Führungen werden auf „hesslisch" ablaufen. 

S.M.: Hesslisch?

T.B.-W: Eine Mischung aus Hessisch und Englisch. Ich werde Elisabeth Windsor verkörpern, die Queen von England. Lisbeth wird der Renner! Glam war ja vor allem auch eine britische Erscheinung. Das passt also prima.

S.M.: Du bist Jahrgang 1961. In der Glam-Ära warst du noch ein Kind. Hat dich die Zeit trotzdem geprägt?

T.B.-W: Ja, natürlich. Sweet, Garry Glitter und Suzi Quatro hingen bei mir im Kinderzimmer. Und wie oft bin ich in Strapsen ins Kino zur „Rocky Horror Picture Show" gegangen. Aber was Mode und Kunst betrifft, hat mich Glam als Jugendlicher damals nicht sehr interessiert.

S.M.: Du hast dich auch nicht androgyn gekleidet?

T.B.-W: Nein, gar nicht. Ich hab noch nicht mal Mutters Schuhe anprobiert.

S.M.: Gibt es denn Glam-Künstler, die dich rückblickend besonders beeindruckt oder geprägt haben?

T.B.-W: David Bowie zum Beispiel. Er ist einer, der sich immer wieder neu erfunden hat. Das fasziniert mich. Ich versuche auch, mich ständig weiter zu entwickeln. Auch Andy Warhol finde ich toll. Von dem würde ich mir etwas an die Wand hängen.

S.M.: Neben den Führungen wird es zur „Glam!"-Ausstellung noch andere Veranstaltungen mit dir geben. Worauf dürfen wir uns freuen?

T.B.-W: Angedacht ist ein Drag-Wettbewerb im Glam-Stil. Außerdem gibt es noch einige Ideen, die mir im Kopf herumschwirren, wie etwa englische Tänze mit Königin Elisabeth im Foyer.

S.M.: Glam spielte mit den festgelegten Normen von Identität und Geschlecht. Ein Travestiekünstler macht nichts anderes. Würdest du dich selbst als Glam-Künstler bezeichnen?

T.B.-W: Ha, nein. Eher als „Klemm"-Künstler.