Im Rahmen der Ausstellung STURM-FRAUEN lädt die SCHIRN gemeinsam mit MINT Berlin zum STURM-SALON ins SCHIRN Café. Am 10. Dezember zu Gast: DJ Soumaya Phéline

Dass es nur wenige Frauen in der elektronischen Musikszene gibt, ist für die belgische DJane, Produzentin, Web- und Grafikdesignerin Soumaya Phéline ein Ansporn. Früher hat sie dieses Missverhältnis unter großen Beweisdruck gesetzt, aber heute erfüllt es sie mit Stolz in ebendieser Industrie erfolgreich zu sein, "weil wir uns dadurch noch stärker fühlen als die Männer." In Brüssel, wo Soumaya als Tochter tunesischer Eltern aufwächst und heute lebt, ist sie nicht nur eine der sehr wenigen weiblichen DJs, sondern, so schätzt sie, auch die einzig heterosexuelle. Für so etwas wie eine Geschlechterdiskussion interessiert sie sich aber gar nicht, sondern vielmehr für das Vereinen von männlichen und weiblichen Stärken: in der Gesellschaft, der Musikindustrie und in sich selbst. Dabei betont sie, "Feministin und feminin zugleich" sein zu wollen.

Jetzt, im Alter von 32, kann Soumaya bereits auf knappe zehn Jahre Erfahrung als elektronische Musikerin zurückblicken. In ihrer Jugend hört sie Punk und viel Hip-Hop; sie ist Breakdancerin. Erst mit 22 lernt sie Techno, die Clubs und die ganze Szene kennen. Zunächst als Soumaya DanceMachine und später als Soumaya Phéline spielt sie in Clubs wie dem Fuse in Brüssel, La Machine du Moulin Rouge in Paris oder auch auf dem Electronic Music Festival in Brüssel. Mit Ende 20 widmet sich Soumaya auch dem Produzieren; erst gemeinsam mit dem Musiker DKA als Projekt-Kollaboration Bernhard & Bianca und seit einem Jahr alleine. Sie ist momentan vor allem von klassischer Musik inspiriert, vom Spielen akustischer Instrumente und lernt deshalb Solfège – eine klassische Musiklehre. Für ihre bevorstehende Platte kooperiert sie auch mit Sängerinnen und baut weibliche Vocals in ihre Musik ein. "Ich liebe Diven", sagt sie, aber ihre eigene Stimme klinge viel zu tief, wie die eines Mannes. Vor allem aber stünde ihre Verlegenheit dem Singen im Weg: "Auch wenn ich nicht so aussehe; ich bin eigentlich schüchtern." 

Ihre Musik beschreibt sie als "eklektisch"

Schüchtern sieht sich tatsächlich nicht aus. Doch während ihr Erscheinungsbild von einem auffälligen und charakteristischen Stil geprägt ist – typischerweise eine große, schwarzumrandete Brille, rote Lippen, ausufernde Locken und bunte Kleider – kann man die Produktionen und DJ-Auftritte von Soumaya gar nicht so leicht auf einen konkreten Musikstil oder Sub-Stil festlegen. Sie selbst glaubt, dass schon allein solche Kategorien wie Techno, House oder elektronische Musik zwingend in die Irre führen würden. Ihre Musik verortet sie deshalb irgendwo dazwischen und beschreibt sie als "eklektisch" – als Methode, die mit Elementen verschiedener Richtungen arbeitet.


Ganz ähnlich handhabt sie die Beziehung von Kunst und Musik: "Menschen zum Tanzen zu bringen ist für mich eine Form der Kunst. Es geht darum, jemanden emotional zu berühren. Musik und Kunst sind deshalb miteinander verbunden. Sie sind das Gleiche." Soumaya glaubt auch, dass die Bedeutung visueller Aspekte elektronischer Musik unterschätzt wird: "Ich finde, dass Clubs mehr brauchen, außer dem flickernden, epileptischen Licht. Es ist schön, wenn man seine Augen aufmacht und etwas Interessantes sieht." In der jetzt abgeschlossenen Partyreihe High Meets Low, die Soumaya in Brüssel initiiert und organsiert hat, konnte sie diese Kombination aus bildender Kunst und Musik zusammenführen.  Für jeweils einen Abend mit circa 800 Gästen lud sie Künstler verschiedener Genres dazu ein, etwas vor Ort zu produzieren. In mehreren kleinen Räumen arbeiteten dann zum Beispiel parallel ein Fotograf, ein Videokünstler und ein Maler, und produzierten jeweils eigene Arbeiten während elektronische Musik lief und die Gäste tanzten.

Bei jedem Live-Auftritt lässt sich Soumaya intuitiv auf die Menschen ein

Schnittstellen zwischen Kunst und Musik ergeben sich für Soumaya auch durch ihre Arbeit als Grafikdesignerin, zum Beispiel wenn sie Flyer oder Poster für Veranstaltungen designt. Aber auch die Veranstaltungsorte spielen eine Rolle. Sie war Live-Act bei Kunst- und Fashion Events, in großen Clubs oder kleinen Bars, manchmal auch auf Flohmärkten. In Brüssel, Berlin und Köln ist sie auch bei Ausstellungen aufgetreten, in Frankfurt zum Beispiel zum Rundgang an der Städelschule. Am 10. Dezember kommt sie wieder nach Frankfurt und wird beim zweiten STURM-SALON einen komplett improvisierten Abend performen. Denn bei jedem Live-Auftritt lässt sich Soumaya intuitiv auf die Menschen ein, die ihrer Musik zuhören und dazu tanzen: "Ich sage immer: 'Ich kenne meine Beute nicht!'. Ich sehe Menschen und lasse mich dann darauf ein, ohne Vorbereitung. Es geht nur um ein Gefühl für Atmosphären."