Kerstin Hess (41), Projektmanagerin aus Dreieich, besuchte die Ausstellung „Edvard Munch. Der moderne Blick“. Sie hat verraten, warum Munchs Werke sie in eine besonnen-schöne Stimmung versetzen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Ausstellung anzuschauen?

Ich mag den Künstler sehr gerne. Vor fünf Jahren habe ich in Norwegen Urlaub gemacht und war damals auch im Munch-Museum in Oslo.

Ist dort Ihre Liebe zu Munch entstanden?

Nein. Ich kannte und mochte seine berühmten Werke wie „Der Schrei“ schon vor der Oslo-Reise.

Was gefällt Ihnen an Munch?

Er ist ein Künstler für den zweiten Blick. Beim ersten Hinsehen machen viele seiner Bilder fast den Eindruck, als seien sie hingekritzelt. Wenn man aber genauer hinschaut, besitzen sie sehr viel Tiefe. Es hat seine Bedeutung, warum die Strichführung so ist, wie sie ist. Dadurch bringt er seine emotionalen Stimmungen, seine Erfahrungen und sein Leiden zum Ausdruck.

Mit welchen Erwartungen sind Sie in die Ausstellung gegangen?

Ich habe gehofft, dass ich hier einige Werke zu sehen bekomme, die ich noch nicht kenne, und dass mir etwas mehr Hintergrundwissen über Munch vermittelt wird. Das ist der Ausstellung gelungen. Mir ist zum Beispiel klar geworden, warum manche seiner Bilder so düster wirken: Weil er eine sehr schwere Zeit hatte und an Depressionen litt.

Die Schau zeigt das Spätwerk und damit Munchs weniger bekannte Seite: Er war auch ein moderner Künstler des 20. Jahrhunderts. Sehen Sie ihn nun mit anderen Augen?

Ja. Durch die Abfolge der verschiedenen Themenräume ist Munchs Modernität von vielen Seiten beleuchtet worden. 

Welches Thema hat sie am meisten interessiert?

Die „Strahlungen“. Munch war fasziniert von der Wirkung von Sonnenstrahlen, Röntgenstrahlen, Telegrafie und Strom. Das Thema war zu der Zeit höchst aktuell und er hat versucht, es in die Malerei umzusetzen. Besonders beeindruckt haben mich die Bilder „Sternennacht“ und „Die Sonne“, weil sie etwas Mystisches haben.

Wie hat Ihnen die Architektur der Ausstellung gefallen?

Sehr gut. Das ist jetzt keine Schmeichelei: Ich finde die Präsentation der Ausstellungen hier immer sehr schön. Deshalb ist die SCHIRN meine erste Wahl, wenn ich ins Museum gehe.

Mit welchen Gefühlen und Eindrücken gehen Sie jetzt nach Hause?

Mit einer sehr schönen Stimmung. Auch wenn Munch oft depressiv war, machen seine Werke nicht traurig, sondern besonnen und nachdenklich. Ich glaube, die Eindrücke werden bei mir noch eine Weile nachwirken.