Die Künstlerinnen des STURM waren Frauen mit starken Stimmen. Das SCHIRN MAGAZIN stellt 10 Frauen vor, die durch Kreativität und Aktivismus unsere Gegenwart prägen.

Die STURM-Frauen leisteten nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Kunst der Moderne, sondern auch zu den Vorstellungen eines modernen Lebens. Sie lebten und wirkten unabhängig – zu einer Zeit, in der schöpferische Kraft von Künstlerinnen in der Gesellschaft noch weitestgehend untergraben wurde. Die Künstlerinnen setzten dem gesellschaftlichen wie politischen Konservatismus neue Rollen entgegen – nicht nur mittels ihrer Kunstwerke, sondern auch damit, wie sie lebten, etwa mit dem STURM-Salon als Diskussionsplattform, in dem die Teilnehmer Gleichgesinnte fanden, aber auch gerade Frauen maßgeblich die Bewegung mitfinanzierten, teilweise sogar das Haupteinkommen der Künstlerpaare sicherten. Und heute? Da gibt es diese Frauen, die mit ihrer kreativen Arbeit und/oder ihrem Aktivismus die Welt bewegen und einen Beitrag leisten, natürlich ebenfalls.

01. VIVIENNE WESTWOOD

Vivienne Westwood ist eine etwas andere Künstlerin: eine Textilkünstlerin mit Punkattitüde und einer lauten Meinung. Einst galt sie vor allem als „Queen of Punk“, doch längst ist die Britin weit mehr als das: Vivienne Westwood ist Modedesignerin und Umweltaktivistin, der rote Schopf und kritische Kopf, der die Haute Couture umgekrempelt, den Punk in den Mainstream gebracht und sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre Bekanntheit für den Klimaschutz zu nutzen.

Vivienne Westwood via handfulofsalt.com

02. SIRI HUSTVEDT

Sei es zuzeiten des STURMS oder in der Gegenwart, Frauen sind in der Kunstszene noch immer unterrepräsentiert, wenn der Blick auf die Rankings ihrer erfolgreichsten Akteure geht. Die Schriftstellerin Siri Hustvedt hat mit ihrem kritischen Blick dem Status Quo mit frauenfeindlichen Tendenzen im  Kulturbetrieb ein ganzes Buch gewidmet, jedoch nicht, ohne mit „The Blazing World“ zugleich eine kurzweilige Lektüre zu erschaffen. Außerdem absolut lesenswert aus Hustvedts Feder: „What I Loved“.

Siri Hustvedt via bookfans.net

03. MONIKA SPRÜTH

Die Galeristin Monika Sprüth baut gewissermaßen die Arbeit Herwarth Waldens noch aus. Sie gründete 1983 ihre erste Galerie für Frauen und verhalf damals noch am Anfang ihrer Karriere befindlichen Künstlerinnen wie Jenny Holzer, Barbara Kruger, Cindy Sherman und Rosemarie Trockel zu internationaler Anerkennung und Erfolg auf dem Kunstmarkt. 1998 schloss sich Monika Sprüth mit Philomene Magers’ Galerie zu Sprüth Magers zusammen.

Monika Sprüth und Philomene Magers via frieze.com

04. CINDY SHERMAN

Cindy Sherman ist eine der Künstlerinnen, die Monika Sprüth bereits in den achtziger Jahren förderte. Heute hat es Sherman auf die Liste der zehn teuersten amerikanischen Künstler geschafft und bildet damit mit Cady Noland die weibliche Ausnahme. In Berlin sind noch bis 10. April 2016 ausgewählte Arbeiten im me Collectors Room zu sehen.

Cindy Sherman via aaww.org

05. KATJA LUCKER

Katja Lucker bietet nicht nur talentierten männlichen wie weiblichen Kreativen eine Bühne, sondern ist als Kulturmanagerin selbst eine wichtige Protagonistin des musikalischen wie kulturellen Treibens. Seit Dezember 2012 ist sie offizielle Musikbeauftragte des Landes Berlin und hat so nach Arbeiten für das Kesselhaus, den Karneval der Kulturen, das Haus der Berliner Festspiele, die RUHR.2010, Popkomm und später die Berlin Music Week im vergangenen Sommer das Festival Pop-Kultur in Berlin mit initiiert. Neben dem Musikfestival Berlin Atonal wird unter ihrer Leitung außerdem das Netzwerk für Frauen in der elektronischen Musik, MINT, gefördert, das gerade erst im STURM-Salon im Rahmen der Ausstellung „STURM-Frauen“ zu Gast war.

Katja Lucker via alex-berlin.de

06. MALALA YOUSAFZAI

Die Welt, in der sie lebt, veränderte Malala Yousafzai. Nun ändert sie die Welt. Die Kinderrechtaktivistin Malala Yousafzai, die 2012 einen Anschlag der Taliban wegen ihres Einsatzes für die schulische Bildung der weiblichen Bevölkerung des Swat-Tals in Pakistan überlebte, kämpft heute für die Bildung aller Kinder – ein Ziel, das die UNO bis Ende diesen Jahres zu erfüllen strebte. Das TIME-Magazin kürte Yousafzai nach Barack Obama zur zweitwichtigsten Person des Jahres 2012. 2014 wurde ihr als jüngste Preisträgerin in der Geschichte gemeinsam mit Kailash Satyarthi der Friedensnobelpreis  verliehen. Die Verfilmung ihres Lebens von Davis Guggenheim kam in diesem Jahr in die Kinos.

Malala Yousafzai via Wikimedia Commons

07. PATTI SMITH

Zur „Queen of Punk“ gesellt sich die „Godmother of Punk“: Patti Smith, ihres Zeichens außerdem Singer-Songwriterin, Fotografin, Malerin und Lyrikerin. Seit mehr als vier Jahrzehnten vereint sie Musik und Poesie auf eine Weise, die nie auf den Mainstream ausgerichtet war und sie dennoch zu einer allgemein bekannten Ikone machte. Mit „M Train“ erschien kürzlich ihr zweites autobiografisches Buch.

09. PEACHES

Ähnlich wild und dynamisch wie Peaches’ Performances könnte man sich eine STURM-Bühne im 21. Jahrhundert vorstellen. Wie bereits damals beim expressionistischen Ausdruckstanz, wird die Musikerin selbst zum Gesamtkunstwerk, wenn sie aufwendige Kostüme anlegt und Musik, Tanz sowie Skulptur  verschmelzen lässt. Peaches’ sechstes Studioalbum „Rub“ ist im September 2015 erschienen.

10. PETRA COLLINS

Petra Collins gilt zusammen mit Tavi Gevinson als Stellvertreterin einer Generation neuer Feministinnen. Sie ist Künstlerin, Fotografin, Instagramstar und eben “new age feminist“, deren Bilder junge Mädchen beim Erwachsenwerden begleitet und das ohne Filter, Make-Up oder perfekter Inszenierung. Dafür aber mit ihrem alltäglichem Kummer und Kichereien.